Bis 1933 lief alles vorbildlich
Auf einem Werbeplakat von 1933 bietet die „Israelische Gartenbauschule Ahlem bei Hannover-Limmer, Fernruf 40610, Straßenbahnlinien 1 und 14, Bäume und Pflanzen aller Art“ an. In Hannover war sie bekannt und beliebt. Der jüdische Bankier Moritz Simon hatte sie 1893 gegründet. Er war Hobbygärtner. Jüdische Jugendliche ließen sich im Gartenbau ausbilden. Angegliedert war eine Volksschule für Mädchen und Jungen. Die Ausbildungsstätte war so vorbildlich, dass sie internationalen Ruf genoss. 685 Schülerinnen und Schüler waren hier zu Gast. Dann kamen die Nazis.
Plötzlich Zentrum für die Deportation
Die Schule half augenblicklich jungen Juden auszuwandern. Bis 1939 konnten immerhin 248 von ihnen in 18 Länder vermittelt werden, die meisten nach Palästina. Es war höchste Zeit, denn schon im Herbst 1941 machten die Nazis aus der Gartenbauschule eine Sammelstelle, um von hier Juden zu deportieren.
Bis 1944 wurden mehr als 2000 Juden aus dem gesamten südlichen Niedersachsen von hier aus in sieben Transporten über den Bahnhof Fischerhof in Linden in die Konzentrationslager gefahren. Ahlem war also auf einmal der Ausgangspunkt für Transporte in die Vernichtung, während es ein paar Jahre zuvor ein Hort jüdischen Gartenlebens war. Statt Ausbildung und grünem Wachstum nun Vernichtung. Das Direktorenhaus nutzte die Gestapo Hannover als Außenstelle, um Zwangsarbeiter zu beaufsichtigen. 1944 wurde die Gartenbauschule sogar Polizei-Ersatzgefängnis, die ehemalige Laubhütte für Hinrichtungen missbraucht.
Ein Haus voller Erinnerungen
Heute ist das alles umfangreich dokumentiert und dort nachzulesen. 2014 wurde die Gedenkstätte Ahlem neu eröffnet. Unten ist Platz für Lesungen und Zeitzeugengespräche. Im ersten Obergeschoss wird Verfolgung und Ausgrenzung während der Nazi-Zeit nachgezeichnet.
Im zweiten Obergeschoss ist deutsch-jüdisches Leben nacherzählt. Der Bankier Moritz Simon wird porträtiert. Seminarräume unter dem Dach ergänzen das Angebot. Auch die Gärten sind Mahnung, die Bäume stumme Zeugen. Über eine Wegachse geht es zur „Wand der Namen“ mit mehr als 3000 Tafeln. Da sind Lebensdaten zu lesen von Menschen, für die Ahlem Tod bedeutete.
Ein Fest mit Freundschaften
Mit einem Denk.Mal.Garten.Fest wird im Sommer nach vorn geschaut. Bands aus Deutschland, Israel, der Türkei und der Schweiz musizieren. Denkmal mit Gartenfest – besser geht es nicht, um gemeinsam zu erinnern und gemeinsam die Zukunft anzufassen. Vor allem aber, um zu verhindern, dass sich Ähnliches wiederholt.