Herrenhausen Gardens – dieser Name steht für eine der eindrucksvollsten Gartenanlagen in Deutschland. Innerhalb dieses Areals sticht besonders der Große Garten hervor: ein durchgeplantes Gesamtkunstwerk, das Besuchern ein außergewöhnliches Gefühl von Ordnung, Weite und botanischer Ästhetik vermittelt. Auf einer Fläche von mehr als 50 Hektar entfaltet sich ein präzises System aus Wegen, Hecken, Wasserachsen und geometrisch angelegten Flächen, das Maßstäbe für europäische Gartenkultur gesetzt hat.
Wer durch den Großen Garten schreitet, erkennt sofort die klare Achsenausrichtung. Wege verlaufen parallel oder im rechten Winkel zueinander. Die strenge Gliederung schafft nicht nur Orientierung, sondern auch optische Ruhe. Die exakt geschnittenen Hecken führen wie lebendige Mauern durch den Gartenraum. Diese Struktur bildet die Grundlage für ein Erlebnis, das nicht durch Überraschung, sondern durch Beständigkeit überzeugt.
Zentraler Punkt ist das Wasserparterre mit der großen Fontäne. Diese erhebt sich mit einem bis zu 80 Meter hohen Wasserstrahl in den Himmel und wirkt wie ein Fixpunkt im Zentrum der Anlage. Wasserläufe, Springbrunnen und Bassins sind nicht nur dekorative Elemente, sondern integraler Bestandteil des Gesamtbilds – sie verbinden Sichtachsen, spiegeln Licht und strukturieren die Fläche auf lebendige Weise.
Die Herrenhäuser Gärten sind nicht nur ein Ort architektonischer Disziplin, sondern auch floraler Vielfalt. Im Frühling dominieren Tausende von Tulpen, Hyazinthen und Narzissen die Flächen. Im Sommer folgen farbenprächtige Rabatten mit Tagetes, Salvien und Zinnien. Diese saisonale Bepflanzung erfolgt nach festen Pflanzplänen, die jährlich angepasst, aber der Symmetrie und Formensprache des Gartens untergeordnet werden.
An verschiedenen Stellen finden sich Orangeriebäume – Zitruspflanzen, die in mobilen Kübeln untergebracht sind. Sie verweisen auf die historische Bedeutung exotischer Gewächse in höfischen Anlagen und geben dem Garten eine dezente mediterrane Note.
Neben der Pflanzenwelt prägt auch die Einbindung architektonischer Elemente den Großen Garten. Skulpturen, Vasen, Brunnenbecken und Gebäude wie die Orangerie oder die Galerie sind nicht Beiwerk, sondern feste Bestandteile des gestalterischen Konzepts. Diese Elemente unterstreichen das Ideal des Gartens als Gesamtkunstwerk, bei dem Architektur, Natur und Menschenführung eine harmonische Einheit bilden.
Die Gartenanlage wurde im späten 17. Jahrhundert konzipiert. Ursprünglich als Repräsentationsort für das hannoversche Fürstenhaus gedacht, hat sich der Garten über Jahrhunderte erhalten. Die Grundstruktur blieb weitgehend unangetastet. Anpassungen erfolgten nur dort, wo sie der langfristigen Erhaltung oder der heutigen Nutzung dienen.
Diese Kontinuität macht den Großen Garten zu einem Zeugnis nachhaltiger Gestaltung. Was einst als Ausdruck von Macht und Ordnung diente, wirkt heute als Inspiration für eine andere Art des Umgangs mit Natur: respektvoll, bewusst und strukturiert.
Das Schloss Herrenhausen, einst Sommerresidenz der Welfen, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und 2013 wiederaufgebaut. Heute beherbergt es ein Museum, das die Geschichte der Gärten und des Adelsgeschlechts der Welfen präsentiert. Der prunkvolle Festsaal der Galerie und das historische Heckentheater zeugen vom glanzvollen Leben bei Hofe.
+ Læs mere